Die Sonne scheint, doch vom Osten fegt ein eisiger Wind über die Panzerwiese, früher Truppenübungsplatz, heute Naturschutzgebiet. Eingemummelt in dicke Jacken warten die Models Josephine, Romeo und Yasmin auf ihren Einsatz. Es ist das zweite Kampagnenshooting von Clothesfriends, dem Fashion-Tech-Start-up aus München. Eigentlich wollten die beiden Gründerinnen Carmen Jenny und Sonja Wunderlich diesmal mit bunten Paravents arbeiten, doch bei dem Wetter ist das nicht möglich. Es muss ohne gehen. Zusammen mit der Fotografin Julie March legen sie fest: die ersten drei Looks mit den Hochhäusern im Hintergrund. Dann rüber zu dem Baum, der zusammen mit dem vertrockneten Gras aussieht, als hätte er sich aus der afrikanischen Savanne hierher verirrt. Und zum Abschluss zum Skaterplatz auf der anderen Straßenseite. Seit sieben Uhr morgens ist die neunköpfige Crew auf den Beinen, man merkt an dem Miteinander: Es ist für alle mehr als nur ein Shooting.

„Modemarken nutzen Nachhaltigkeit gerne als Kaufargument. Aber ein Hemd aus Biobaumwolle allein reduziert nicht den Überkonsum. Verbessert nicht die Rechte der Näher:innen, von denen 80 Prozent Frauen sind. Reduziert nicht die 2,1 Milliarden Tonnen Modemüll, die jedes Jahr anfallen. Für echte Nachhaltigkeit braucht es mehr! Ein anderes Mindset, einen Sinneswandel!“

Kennengelernt haben sich Carmen und Sonja in den letzten beiden Semestern ihres Studiums für Modejournalismus und Medienkommunikation an der Akademie Mode & Design (AMD) in München. Währenddessen und auch danach sammelten die beide Erfahrungen in verschiedenen Mode- und Lifestyleredaktionen. Doch schnell war klar: nicht unsere Welt. Immer neue Klamotten anpreisen und Trends ausrufen, während die Kleiderschränke überquellen? Wir haben Lust auf Mode, aber es muss auch anders gehen. Nachhaltiger, inklusiver