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SENADA SOKOLLU

MASCHE FÜR MASCHE IN DIE UNABHÄNGIGKEIT. AUF IHREN EINSÄTZEN AN DER TÜRKISCH- SYRISCHEN GRENZE LERNTE DIE JOURNALISTIN UND AUSLANDSKORRESPONDENTIN GEFLÜCHTETE UND VERWITWETE FRAUEN KENNEN. UM SIE ZU UNTERSTÜTZEN, GRÜNDETE SIE KURZERHAND FITBUDDHA. EIN MODELABEL UND SOCIAL BUSINESS, DAS VORHANDENE FÄHIGKEITEN NUTZT UND INS RAMPENLICHT RÜCKT.

„Meine Eltern wurden im ehema­ligen Jugoslawien geboren, in den 70ern sind sie über die Türkei nach Deutschland ausgewandert. Ich selbst bin in München geboren und aufge­wachsen. Was mich in meiner Kind­heit besonders geprägt hat – ich denke, es ist auch der Grund, warum ich bis heute so ein großes Interesse an poli­tischen Zusammenhängen habe – war der Jugoslawienkrieg in den 1990er­ Jahren. Verwandte aus Bosnien sind damals als Geflüchtete zu uns nach München gekommen und haben bei uns gewohnt. Ich war fünf Jahre alt – und ich erinnere mich noch gut an die Kriegsgeschichten, die sie meiner Schwester und mir erzählt haben – Völ­kermord inmitten von Europa. Zudem war es ziemlich beengt in unserer Vier­zimmerwohnung. Mein Onkel musste sogar mal in der Badewanne schlafen, meine Tante auf einer Matratze auf dem Wohnzimmerboden. Fünf Jahre haben wir so zusammengelebt. Es war dennoch eine sehr schöne Zeit, auf die ich gerne zurückblicke.

„MODE IST IMMER AUCH POLITISCH“

Nach dem Abitur wollte ich un­bedingt Journalistin werde, um über Probleme und Missstände in unserer Welt zu berichten. Also habe ich Journalismus sowie Politik studiert und mich im Diplom unter anderem auf die internationalen Beziehungen zwischen der Türkei, dem Nahen Osten und der EU spezialisiert. Meine Eltern sind in den 1960er­Jahren, während des Sozialismus unter Tito, in die Tür­kei migriert. Ich war als Kind häufig in den Schulferien dort, das Land ist nicht nur wahnsinnig schön, die geo­politische Lage ist auch unglaublich interessant und wichtig. Nach dem Studium konnte ich im ARD-Studio in Wien erste Erfahrungen in der Auslandsberichterstattung sammeln. Ich berichtete unter anderem aus dem Kosovo und über die dort stationierten NATO-Soldaten. Eine tolle Aufgabe, ich war gerade mal 25 Jahre alt. 2013 hatte ich die Möglichkeit, als Aus­landskorrespondentin für die Deutsche Welle und anschließend als Reporterin für Euronews nach Istanbul zu gehen. Ein wichtiges Thema in dieser Zeit waren vor allem die Auswirkungen des Syrienkrieges. Millionen von Men­schen saßen in der Türkei auf der Stra­ße oder in den Flüchtlingslagern. Vor allem Frauen mit Kindern, deren Män­ner oft weitergekämpft, sich um Hab und Gut und Haus gekümmert oder im Krieg ihr Leben verloren haben…

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BIO

Senada Sokollu hat an der Hochschule für Politik in München studiert und die Bayerische Akademie für Fernsehen besucht. 2013 entschied sich die Journalistin nach Istanbul zu ziehen und berichtete als Auslandskorrespondentin für verschiedene Sender über Korruptionsskandale, die Flüchtlingskrise entlang der türkisch-syrischen Grenzregion und die Gezi Park-Proteste. Inzwischen arbeitet Senada beim SWR in Stuttgart und setzt sich unter anderem mit den Anti-Corona- und Anti-Impfdemonstratio-nen des rechten Milieus auseinander. Ihr Modelabel Fitbuddha engagiert sich für verwitwete Frauen in türkischen Dörfern.