Noh Nee Benin | Ethical Wear | Train the Trainer | Wax-Stoff neu interpretiert

KIALA KANZI

KIALA KANZI

NACH EIN PAAR JAHREN BARCELONA IST DIE SCHMUCKDESIGNERIN ZURÜCK IN MÜNCHEN UND BAUT MIT IHREM NEUEN MODELABEL NOH NEE BENIN EIN SCHULUNGSZENTRUM FÜR SCHNEIDER:INNEN IN AFRIKA MIT AUF. IHR MOTTO: AUSLOTEN, WAS GEHT, GEMEINSAM SEIN BESTES GEBEN, SCHRITT FÜR SCHRITT VORAN. FÜR MENSCHEN, DIE LIEBER KRITISIEREN, STATT SELBST ANZUPACKEN, HAT SIE EINE KLARE BOTSCHAFT.

Mitten in Schwabing, nur einen Steinwurf vom Josephsplatz entfernt, arbeitet Rahmée Wetterich, Gründerin und Geschäftsführerin von Noh Nee, an ihrer neuen Dirndl-Kollektion: klassisch geschnittene Kleider wie aus den 50er-Jahren, gefertigt aus Wax-Stoffen aus der afrikanischen Heimat. Jedes Teil ein stoffgewordenes Lebensgefühl – und für Rahmée nicht nur eine „Hommage an den Stolz der Frau“, sondern auch ein Symbol, wie spannend kultureller Austausch sein kann. Rahmée erzählt über die Stoffe mit dem teils irren Colourmix („die Natur macht uns vor, wie Farben kombiniert werden können“), mit welcher Strategie sie und ihre Mitarbeiter:innen durch Corona gekommen sind („Kosten im Rahmen halten, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken“), über die Bedeutung von E-Commerce („gerade für kleine Labels kein nice-to-have, sondern ein must have“) und welche Ziele sie mit ihrem neugegründeten Verein The Project Justine verfolgt, ein Ausbildungszentrum für Schneider:innen in Benin. Mitten im Satz hält sie inne, zückt ihr Handy und ruft ihre Nichte Kiala Kanzi an, die unter dem Labelnamen Noh Nee Benin (NNB) gerade eine eigene Marke aufbaut. „Sie kann das genauso gut erklären wie ich“, sagt Rahmée und zeigt auf ein Regal mit sorgsam gefalteten Hoodies, T-Shirts, Hemden und Hosen. „Die nächste Generation ist schon da, klinkt sich ein und kreiert etwas Neues.“ Letztlich sei es das, worauf es ankäme: Das Feuer weitergeben, um sicherzustellen, dass es nicht erlischt – wie beim olympischen Fackellauf.

„Die Sehnsucht nach Identität und Identifikation ist unter People of Color groß. Unser Label will hier ein Angebot sein. Nicht durch einen besonders afrikanischen Style, den traditionellsten Wax-Hemden und -Kleidern, die man sich vorstellen kann, sondern durch ein Redesign unseres Erbes, sodass es zu uns, unserer Geschichte, unserem Daily- Lifestyle passt.“

Keine halbe Stunde später kommt Kiala durch die Tür, lachend und mit Baby auf dem Arm. Die 27-Jährige lebt und arbeitet erst seit Kurzem wieder in der Stadt. In München aufgewachsen, musste sie nach der Schule erst einmal raus, die Welt sehen. „Es gab Monate, da war ich alle paar Wochen woanders, wie eine Nomadin, immer dort, wo ich sein wollte, immer dort, wo es gerade einen Platz für mich gab.“ Dazu Schmuck-Studium in Pforzheim, Job in Barcelona, Mitarbeit bei Brands wie House of Malakai und Ann Demeulemeester – „ich brauch(t)e einfach den Wechsel, das Leben in Städten, das Leben am Strand, die Sonne, die Farben, das Meer und vor allem Menschen, die sich trauen, sie selbst zu sein – bloß kein Denken in vorgefertigten Boxen“.

Für einen Tag wärst du gerne einmal …

… ein Vogel oder eine Meerjungfrau.

BIO

Kiala Kanzi hat Schmuckdesign in Pforzheim studiert und davor, dazwischen und danach für Praktika und Jobs in Barcelona gelebt. 2019 kam sie zurück nach München. Mit ihrem Schmucklabel Kiala Kanzi Jewelry fertigt sie auf Bestellung Unikate an, mit ihrem Modelabel Noh Nee Benin Steetwear aus afrikanischen Wax-Stoffen. NBB ist eng mit The Project Justine verknüpft, einem Ausbildungszentrum für Schneider:innen im westafrikanischen Benin. Das Ziel: Bildung, Arbeit und Unabhängigkeit von Menschen in Afrika fördern und zugleich zeigen, dass Kleidung „Made in Africa“ auch unter nachhaltigen und fairen Bedingungen produziert werden kann.