Nata Y Limón | Indigene Gemeinschaften | Maya-Textilkunst | Cultural Appreciation

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MARLENE WALTER UND ANNE SCHNEIDER

FAIREN ZUGANG ZUM GLOBALEN MARKT SCHAFFEN: AUF IHREN REISEN NACH MITTEL-AMERIKA LERNTEN DIE BEIDEN SOZIALUN- TERNEHMERINNEN DIE MAYA-TEXTILKUNST KENNEN UND SAHEN DAS POTENZIAL DARIN, INDIGENE GEMEINSCHAFTEN VON GRUND AUF ZU STÄRKEN. OB DIE RECHNUNG AUFGEHT, HÄNGT VOR ALLEM VON EINER FRAGE AB: WAS SIND UNS KULTURELLES WISSEN UND KÖNNEN WERT? SIND WIR BEREIT, EINEN EHRLICHEN PREIS ZU BEZAHLEN?

Marlene, so viel wir wissen, habt ihr euch 2005 bei eurem Tourismusstudium in Wernigerode kennengelernt und 2016 Nata Y Limón gegründet. Was ist in den elf Jahren dazwischen passiert?

Marlene: Rückblickend hört es sich wirklich verrückt an. Es gibt so viele Pa­rallelen. Nach unserem Tourismusstu­dium haben wir beide noch Marketing drangehängt und dann angefangen, für große Unternehmen zu arbeiten. Anne in Berlin, ich in München. Wir hatten immer losen Kontakt, haben uns auf dem Laufenden gehalten, was wir so machen, wie es uns geht. Und doch fiel 2015 die Entscheidung, unseren Job an den Nagel zu hängen, unabhängig von­ einander. Uns hat einfach der Sinn in unserer Arbeit gefehlt und wir wollten nach unseren ersten Jahren nur noch raus. Wir sind dann beide nach Mittel­amerika gereist, auch so ein Zufall, und haben vor Ort bei Nichtregierungs­organisationen gearbeitet. Anne in Costa Rica, ich in Guatemala.

„KULTURELLE ANERKENNUNG BEDEUTET, DIE MENSCHEN HINTER DEM KUNSTHAND- WERK ZU SEHEN UND DAS ÜBERLIEFERTE WISSEN ZU EHREN.“

Anne: Zum Abschluss unserer Reise haben wir uns in Nicaragua getroffen und drei Wochen miteinander ver­bracht. In dieser Zeit ist die Idee zu Nata Y Limón entstanden. Marlene hat von Guatemala erzählt und der Orga­nisation, für die sie gearbeitet hat. Die NGO versucht, Maya-­Frauen aus in­digenen Gemeinschaften mithilfe der traditionellen Webkunst zu empowern. Ich kann mich noch genau erinnern: Der Funke ist sofort übergesprungen. Vor meiner Reise nach Mittelame­rika hatte ich mich mit Social Entre­preneurship beschäftigt, also dem Versuch, unternehmerisches Denken und sozialen Mehrwert miteinander zu verbinden. Und die Textilkunst dieser Frauen, so schön, so einzigartig, pass­te perfekt. Sicher, es mag wie Zufall klingen, dass wir uns neun Jahre nach unserem Studium in Nicaragua getrof­fen haben. Aber irgendwie war es auch Fügung. Wir standen zur selben Zeit an einem Entscheidungspunkt in unserem Leben und waren ready to go.

Würdet ihr den Schritt heute noch einmal wagen?
Marlene:
Mit all der Erfahrung, die wir zwischenzeitlich gesammelt ha­ben, würde uns vermutlich die Naivität von damals fehlen. Wir hatten ja keine Ahnung, was es bedeutet, ein Unter­nehmen zu gründen – und dann auch noch in der Textilbranche. Aber klar, ich würde es noch mal tun und möchte alle ermutigen, sich zu trauen, ihrem Herzen zu folgen…

Wem sollte man auf Instagram folgen?

Dem US-amerikanischen Anwalt und Umweltschützer Steven Donziger, der die Opfer von Ölverklappungen gegen den Chevron-Konzern in Ecuador vertreten hat. Das Gericht stellte nach einem jahrelangen Prozess fest, dass der Konzern absichtlich Milliarden Liter Ölabfälle auf das Land der Indigenen geleitet hatte, um Kosten zu sparen, und verurteilte ihn zur Zahlung von Schadenersatz in Milliardenhöhe. Bis heute wurde das Urteil von 2011 jedoch nicht vollzogen, da Chevron all seine Werte abgezogen und Anwälte auf Donziger angesetzt hat.

BIO

Marlene Walter kommt aus Leipzig und wohnt seit über zehn Jahren in München, Anne Schneider ist in Jena aufgewachsen und hat sich vor zehn Jahren für Berlin entschieden. Nach ihrem gemeinsamen Tourismusstudium in Wernigerode haben beide noch Marketing draufgesetzt. Vor der Gründung ihres Social Business Nata Y Limón hat Marlene bei Swiss Post Solutions, ein B2B-Unternehmen der Schweizer Post, gearbeitet, Anne beim Vielfliegerprogramm von Airberlin.